Historisches
Über viele Jahrhunderte ist die Geschichte des Zuckers, eine Leidensgeschichte ausgebeuteter Menschen. Was für uns heute selbstverständlich ist, war früher ein Luxusgut, das nur den Reichen und Mächtigen vorbehalten war. Wie übrigens fast alle süßen Sachen. Wir müssen uns das Leben unserer Vorfahren als äußerst „unsüß“ vorstellen. Praktisch kaum was Süßes, kaum Salz, keine Gewürze. Bis weit ins 19. Jahrhundert waren Hungersnöte in Europa die Regel. Die Märchen vom Schlaraffenland oder Hänsel und Gretel geben Zeugnis von der Mangel- und Fehlernährung unserer Vorfahren. Der Hunger der einfachen Menschen stand im krassen Gegensatz zu den Festgelagen der Fürsten und Wohlhabenden. Solange es den Haushaltszucker nur aus dem Zuckerrohr gab war er Luxusgut. Erst durch die Zuckerrübe wurde der Zucker billiger, bis er um ca. 1900 in Deutschland Volksnahrungsmittel war. Für alle Verfügbar. Zuckerdosen aus Silber, abschließbar mit Schloss und Schlüssel wurden von Zuckerdosen aus Porzellan abgelöst. Zeichen bescheidenen Wohlstands unser Ur-Großeltern. Von der Apothekerware, die mit Gold aufgewogen wurde, bis zur Standardware im Supermarkt war es ein weiter Weg
Am Anbeginn des Lebens...
also vor etwa 3.5 Milliarden Jahre hätten wir nicht leben können. Die Atmosphäre war giftig und die Meere voller Schwefel und Eisen. Vulkanausbrüche, Erdbeben und gewaltige Gewitter erschütterten den jungen Planeten. Doch tatsächlich oder gerade deshalb entstand damals das erste Leben: Bakterien! Eine Sorte dieser Bakterien - die Cyanobakterien (auch Blaualgen genannt) begannen Wasser und Kohlendioxid zu essen/veratmen und dabei entstanden Zucker (Kohlenhydrate) und freier Sauerstoff. Zusammen mit den Aminosäuren (Grundlage für Körpergewebe), Nukleotiden (Grundbausteine der DNA) und den Lipiden (Fetten) stellen die Zucker die Grundbausteine des Lebens dar. Lange bevor also irgendeine Pflanze die Photosynthese durchführte gab es die Zucker schon. Der freie Sauerstoff sollte ca. eine Milliarde Jahre später eine enorme Umwälzung hervorbringen. Die Erde, wie wir sie heute kennen, entstand und damit wurde dann auch das Leben, wie wir es heute kennen, möglich.
Die Cyanobakterien haben es übrigens bis in die Gegenwahrt geschafft. Es gibt sie heute noch.
Gab es natürlich Pflanzen die süß schmeckten wie z.B.: Der Ahornzuckerbaum oder das Süßholz. Oder aber den sog. Manazucker, eine süßschmeckende Ausscheidung der Blattlaus. Dann natürlich den Honig. Das älteste Süßungsmittel überhaupt. Schon die Steinzeitmenschen plünderten die Stöcke wilder Bienen, um an den Honig zu kommen. Aber auch Honig war sehr teuer nur die wenigsten konnten ihn sich leisten. Im Mittelalter war Honigsammeln Königliches Privileg. Noch heute ist Honig teurer als der Haushaltszucker.
Das Zuckerrohr kommt nicht, wie von den meisten angenommen, aus Südamerika, sondern aus dem Pazifischen Raum, den Melanesischen Inseln.
1. Melanesische Inseln: Vor mehr als 10.000 Jahren entdeckten die Melanesier, dass das innere des Zuckerohrs einen süßen Saft enthält. Sie begannen die Pflanzen zu kultivieren, damit gehört das Zuckerrohr zu den ältesten Kulturpflanzen des Menschen. Gute Seefahrer wie sie waren erkundete sie mit kleinen Schiffen den pazifischen Raum und nahmen Zuckerrohr als Reiseproviant mit. Zuckerrohr war durch seinen hohen Zuckeranteil lange haltbar, nahrhaft und konnte über Ableger weitervermehrt werden. So war es möglich auch auf unbekanntem Territorium Zuckerohrfelder anzulegen. Dadurch gelangte das Zuckerohr bis nach Indien und China.
2. Indien: Gegen 6.000 v. Chr. wird auch in Indien das Zuckerohr heimisch und die Inder erfanden dann das Urwort für Zucker: Sarkara (Sanskrit: kleine gebrochene Stückchen). Über Indien gelangte das Zuckerohr dann, über die Karawanenstraßen und Seeweg, in den Orient und Afrika.
3. Persien: Um 600 nach Christus erfand eine persische Medizinschule, in Gondishapur, ein Verfahren zur Reinigung des Zuckers. Die Hutreinigungsmethode. Dieses Reinigungsverfahren wird dann bis um 1850 eingesetzt. Am Ende dieses Prozesses steht dann der Zuckerhut. Deswegen bekam man früher nur Zuckerhüte zu kaufen.
4. Europa: Gegen 1100 nach Christus gelangt der Zucker mit den Kreuzrittern nach Europa. Ein sündhaft teures Luxusgewürz und eine Arznei. Zucker wurde damals, wie auch Honig, in Apotheken verkauft. Christoph Columbus ist es zu verdanken, dass das Zuckerrohr nach Amerika gelangt.
5. Mittelamerika: 1492 Entdeckte Christoph Kolumbus die dem Kontinent Amerika vorgelagerten Inseln (Haiti, Kuba). Dies hatte er aber gar nicht vorgehabt. Er wollte nach Indien und China, um dort begehrte Luxuswaren einzukaufen. Zucker, Gewürze und Seide bekam man damals nur über den teuren Umweg der Orientalischen Händler. Diese hatte man aber in Kreuzzügen nicht ausschalten können. Über den Landweg braucht man Jahre bis nach Indien und China. Aber Christoph Columbus wusste die Erde ist rund. Gewiefter Händler wie er war besorgte er sich Kredit und beschaffte sich 3 Schiffe. Nur er verschätzte sich gewaltig. Die Erde war größer als gedacht und so landete er nach ca. 4 Wochen nicht in China, sondern in Amerika. Statt edler Luxuswaren, gab es hier nur Tabak und Papageien. Da seine Geldgeber ihr Geld wiedersehen wollten brachte er auf seiner 2. Reise 1493 Zuckerrohrstecklinge nach Amerika. Schnell wurde das Zuckerrohr hier heimisch und breitete sich über ganz Mittelamerika, Südamerika und den Südstaaten der heutigen USA aus.
Ende des 19. Jahrhunderts kehrte das Zuckerrohr an seinen Ursprungsort zurück. Da die im pazifischen Raum heimischen Sorten nur allzu oft an einer Krankheit zugrunde gingen, führte man Zuckerrohstecklinge aus Amerika ein. In 10.000 Jahren um die Welt, immer mit den Menschen mit.
Jesus bekam zu seiner Geburt Weihrauch, Myrrhe und Gold geschenkt. Zucker hat er nie im Leben gesehen. Der Brauch sich an Feiertagen etwas Süßes zu schenken stammt aus dem Islam. Nach dem Fastenmonat Ramadan, kommt eine im türkischen „Zuckerfest“ genannte Feierlichkeit. An diesem Tag schenkt man sich untereinander oder Bedürftigen Süßigkeiten. Der Brauch wurde dann mit den Kreuzrittern aus dem Orient mitgebracht und auf das Osterfest übertragen, das ja ebenfalls den Abschluss der 40-tägigen Fastenzeit in der Christlichen Religion bildet.
Mit der Lizenz zum ausbeuten – Kolonien
Große Reiche sind ohne Kolonien nicht vorstellbar. Die allermeisten Kriege wurden um Kolonien und
Rohstoffe geführt. Kolonien sind eigentlich nichts weiter als Besitztümer minderen Rechts außerhalb
der eigenen Staatsgrenzen. Um Große Reiche zu unterhalten brauchte man großen Mengen an
Rohstoffen und Gütern. Diese wurden unter anderem durch Ausbeutung der Kolonien beschafft. Da
Europa kaum über die Umweltbedingungen zum Gedeihen von Zuckerrohr verfügt, wurde das
Zuckerrohr in geeigneten Kolonien in Amerika und Asien angebaut. Große Gewinne lockten, die
europäischen Herrscher, meist hochverschuldet, und man wollte mehr. Die Gewinne flossen in die
Militärmaschinerie, um sich weitere Gebiete einzuverleiben.
Zucker und Sklaven = 6facher Gewinn
Mit der Seßhaftwerdung des Menschen, mit Ackerbau und Viehzucht taucht die Sklaverei auf. Wo
Städte und Reiche entstehen, machen Sklaven und Leibeigene die Dreckarbeit. Ob Äqypter, Inka oder
Chinesen nur ein kleine Minderheit von Menschen ist wirklich frei. Könige, Priester und Gelehrte
lassen es sich auf Kosten der einfachen Leute gut gehen. Der Sklave war eben die Maschine des
Altertums. Gefährliche, schwere Arbeit, die keiner freiwillig machte, wurde von Unfreien erledigt.
Eingesetzt und benutzt wie Maschinen. Sklaverei ist also kein Strafzustand, sondern ein Muss, um
Reiche aufzubauen und zu erhalten, solange man keine Maschinen hat. Die Arbeit in den
Zuckerrohrplantagen war hart, schwer und gesundheitsgefährlich. So ziemlich das Schlimmste was
einem Sklaven passieren konnte. Die Ureinwohner Amerikas waren fast ausgerottet durch
Krankheiten und Kriege. Also mussten die Menschen aus Afrika ran. 10 bis 20 Millionen Menschen
wurden in ca. 350 Jahren (1500 bis 1850) aus Afrika nach Amerika verschleppt, um dort als Sklaven zu
schuften. Etwa 25% bis 30% der Verschleppten starben während des Transportes in die Neue Welt.
Ein großer Teil der Überlebenden kam auf die Zuckerrohrplantagen Mittel- und Südamerikas. Warum
ausgerechnet Afrika? Weil es in Afrika schon seit Jahrhunderten die dafür notwendige Infrastruktur
gab. Die Herrscher Afrikas hatten nicht die geringsten Bedenken ihre Landsleute für Luxuswaren und Waffen zu verkaufen. Vom Einfangen des Menschen bis hin zum Zucker für Europa lag, die Gewinnspanne bei 600%. Fast alle europäischen Nationen beteiligten sich rege am Sklavenhandel in die neue Welt.
Als die Europäer Afrika als Reservoir für Sklaven entdeckten, stießen sie auf eine gut ausgebaute Infrastruktur für den Sklavenhandel. Man musste bloß sich mit dem örtlichen Herrscher handelseinig werden und die begehrte Ware wurde an die Westküste von Afrika geliefert. Spätestens mit dem Beginn der ersten Hochkulturen florierte der Sklavenhandel in Afrika. Orte wie Khartoum, Sansibar und Accra erlangten dadurch traurige Berühmtheit. Im Laufe von Jahrtausenden wurden Millionen von Afrikanern versklavt oder dabei getötet. Zentralafrika wurde dadurch regelrecht entvölkert. Mit der Ausbreitung des Islam verstärkt sich auch der Sklavenhandel. Nordafrika, Kleinasien, selbst Indien und China wurden mit Sklaven aus Afrika versorgt. Ab Anfang 1500 kam dann noch der Handel mit Amerika dazu. Die Örtlichen Herrscher und Händler verdienten gut daran. Sie häuften mit dem Menschenhandel ein Vermögen an.
Wie bei allen Waren und Dienstleistungen: Wie komme ich am leichtesten ran und wie schnell kann ich verkaufen? Je kürzer die Wege und geringer die Zeit, desto größer der Gewinn! So bildeten sich im Laufe der Zeit Zentren für den Sklavenhandel. Zentralafrika bildet dabei den Mittelpunkt und die Quelle der Menschenjagd. Über Land und über See ging dann der Transport der menschlichen Ware. Wie viele es waren? 10, 20 oder gar 40 Millionen Menschen. Sicher ist die Sterbequote lag bei 30 bis 50%. Ein Völkermord, der sich über Jahrtausende hinzog.
Transantlantischer Dreieckshandel
Es entstand der sog. transatlantische Dreieckshandel. Diese Form der Ausbeutung von Menschen hat
bis heute tiefe Spuren in Afrika und Amerika hinterlassen. Für die Europäischen Kolonialmächte war
sie die Quelle ihres Reichtums. Reichtum der in unzähligen Kriegen und Scharmützeln, um die
Vorherrschaft, verprasst wurde. Echte Gewinner gab es keine, aber die Gräber der Soldaten und
Opfer dieser Kriege finden wir überall auf der Welt.
Afrikanische Menschenhändler jagten das begehrte Gut und fingen es ein. Wer sich wehrte wurde umgebracht. Männer, Frauen und Kinder, aneinander gekettet und wie Vieh, zur Westküste Afrikas oder anderen Sklavenmärkten getrieben. Wer das überlebte kam auf die Schiffe der Europäischen Sklavenhändler. In den Sklavendecks herrschte qualvolle Enge. Dicht an dicht und ebenfalls angekettet mussten diese Menschen 4 bis 8 Wochen in den, kaum 1m hohen, Decks verbringen. Die Nahrung war karg und das Wasser bald schlecht. Durch die miserablen sanitären Verhältnisse kamen noch Krankheiten dazu. Selbstmorde waren an der Tagesordnung. Nur selten gelang es den Sklaven sich zu befreien. Die Händler rechneten mit 15% bis 25% toten Sklaven, während des Transportes über den Atlantik Da eine Schiffsladung aus bis zu 500 Sklaven bestehen konnte, überlebten bis zu 100 Sklaven die Reise nicht. Aber auch der Besatzung der Schiffe ging es nicht besser. Pro Überfahrt verstarben ca. 17% der Besatzung an der harten Arbeit, der schlechten Verpflegung und/oder Krankheiten.
Merkantilismus bedeutet eigentlich nichts weiter als das alles sich den ökonomischen Interessen des Staates unterzuordnen hat. Ob Wissenschaft, Kunst oder Wirtschaft, es muss dem Staat dienlich sein. Was dem Staat dienlich war, bestimmte der Herrscher. Manufakturen sind die Vorläufer der Fabriken (Manufaktur = Handarbeit). Anstelle von Maschinen wurde in den Manufakturen die Arbeit von vielen Menschen in fließbandähnlicher Arbeit erledigt. Als Antrieb dienten Menschen, Tiere oder Wasserräder. Bis zum Einsetzen der Industrialisierung waren Merkantilismus und Manufaktur die bestimmenden Faktoren in der Wirtschaft und Produktion.
1712 entwickelte Thomas Newcomen die erste verwendbare Dampfmaschine. Sie wurde aber zuerst nur zum Abpumpen von Wasser aus Bergwerken verwendet. Diese wurde dann von James Watt, 1769 und 1788 entscheidend verbessert. Damit war es dann möglich die Dampfmaschine als Antrieb für Maschinen und Transportmittel zu benutzen. Der Einsatz der Dampfmaschine veränderte die Arbeitswelt grundlegend. Wo vorher Hunderte von Menschen in Handarbeit Waren (Manufaktur) herstellten, übernahmen die Maschinen die Arbeit überwacht von einigen wenigen (Fabrik). Gleichzeitig verringerten sich durch Einsatz von Eisenbahnen und Dampfschiffe die Transportzeiten drastisch. Die Sklaverei wurde damit unwirtschaftlich. Dafür stieg aber der Bedarf an Facharbeitern, die Lesen und Schreiben konnten, sprunghaft an. Nicht nur die Arbeitswelt veränderte sich, auch das tägliche Leben an sich.
Ackerbau und Viehzucht (um 10.000 v. Chr.) und die Industrialisierung (1788) stellen mit die einschneidensten Veränderungen in der Menschheitsgeschichte dar. Zumal sie mit einem enormen Zuwachs an Wissen einhergingen. Aus wanderden und knapp verhungernden Nomaden, wurden sesshafte Dörfler. Es entstanden Städte und große Reiche. Eine kleine Elite hatte jetzt die Zeit zum Denken. Die Schrift wurde erfunden, Kunst, Kultur und Wissenschaften nahmen ihren Anfang. Komplexe politisch/religiöse Gemeinschaften entstanden. Mit Beginn der Industrialisierung kam es zu einer regelrechten Explosion des Wissenzuwachses. Der Einsatz der Dampfmaschine leitete eine Periode der Erfindungen ein. Die Schulpflicht wurde eingeführt. Die alten Konzepte der Lebens- und Arbeitswelt wurden mehr und mehr abgeschafft. Waren die europäischen Staaten bisher noch überwiegend ländlich strukturiert entstanden jetzt große Ballungszentren. Umweltverschmutzung, Naturzerstörung und massiver Ressourcenverbrauch gehören zu den negativen Begleiterscheinungen der Industrialisierung. Nach und nach verbesserte sich aber auch die Lebenssituation der einfachen Leute. Mit der Alphabetisierung weiter Teile der Bevölkerung, entstanden Demokratien und Gewerkschaften. Was früher purer Luxus war wurde jetzt gewöhnlich. Kaffee zum Frühstück, mit Marmeladenbrot, Kaffee und Kuchen am Sonntag wurden jetzt für viele zum Alltag. Limonaden und Brausen (früher reine Luxusgetränke) ersetzten den starken Alkoholkonsum.
In der Seeschlacht von Trafalgar (1805) musste die französische Flotte reichlich Prügel einstecken, damit zerschlugen sich Napoleons Pläne Großbritannien militärisch zu besiegen. Also versuchte er es mit einem Wirtschaftskrieg. 1806 verhängte er in Berlin die sog. Kontinentalsperre. Britische Waren durften nicht mehr nach Europa eingeführt werden. Die Briten antworteten mit einer Blockade der Kolonien Frankreichs und seiner Verbündeten. Dabei waren die Briten weit erfolgreicher als die Franzosen. Als Ersatz, für den auf dem europäischen Kontinent ausbleibenden Kolonialzucker, wurde jetzt (auch bedingt durch Anweisungen des französischen Kaisers) die Zuckerrübe in Europa verbreitet. Die Adligen und Mächtigen Europas wollten nur ungern auf den Zucker verzichten.
Zyklon B, der Tod in der Dose
Wenn man alles aus der Zuckerrübe herausgeholt hat, bleibt als letzter Rest die Melasseschlempe übrig. Aber auch damit lässt sich noch was anfangen: Man kann Giftgas daraus machen. Cyanwasserstoff (HCN) oder Blausäure, besser bekannt als Zyklon B. Zyklon-B wurde 1922 von Walter Heerdt entwickelt und 1926 patentiert. Der Trick bestand darin das hochgiftige Blausäuregas in Kieselgur (ein fossiles Sedimentgestein) flüssig zu halten und in Blechdosen zu verpacken. Erst mit Öffnen der Dose wurde das Gas freigesetzt. Das Blausäuregas hat unter anderem den Vorteil, dass es Lebensmittelneutral ist und damit auch gefüllte Getreidesilos von Schädlingen befreit werden kann. Dafür wurde es dann auch hauptsächlich eingesetzt: als Schädlingsbekämpfungsmittel. Die Nazis kamen allerdings auch auf die Idee damit massenweise Menschen umzubringen, weil es billiger war als andere Verfahren und nicht aus dem Erdöl gewonnen wurde. Das knappe Erdöl brauchte man für Treibstoff. Auch nach dem 2. Weltkrieg bis zum Jahre 2001 wurde das Blausäuregas hergestellt und eingesetzt, dann allerdings unter anderen Namen (Cyanosil) und aus dem Erdöl hergestellt.